Bordelle haben stets mit dem Klischee zu kämpfen, sie seien keine seriösen Einrichtungen. Dies war auch einer Bordellbesitzerin aus Lübeck klar, die daher zu einer speziellen Methode griff, um ihrem Bordell einen edleren und seriöseren Eindruck zu verleihen.
Die Dame betreibt ein kleines Bordell im Lübecker Stadtteil St. Jürgen. Bis zu neun Frauen bieten hier ihre Dienste für männliche Besucher an. Um das eher unauffällige Gebäude aus rotem Klinker besser aussehen zu lassen und um es als Blickfang für potenzielle Kunden interessanter zu machen, beauftragte die Besitzerin eine örtliche Werbeagentur.
Diese hatte eine spezielle Idee und ließ ein riesiges Plakat anfertigen, das die gesamte Vorderfront des Bordells bedeckt. Auf dem Plakat sind aber nicht etwa Frauen in Reizwäsche zu sehen, wie man es sonst von Bordellen kennt, sondern das Gebäude der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.
Dies mag zunächst verwundern. Ein Bordell und dazu die Fassade einer Forschungseinrichtung – wie passt das zusammen? Aber die Bordellbesitzerin steht zu der Aktion. Der helle Barockbau hebt sich deutlich von der Umgebung ab und fällt so deutlich ins Auge.
Insofern möchte man der Besitzerin fast schon gratulieren, dass sie mit einer relativ einfachen Idee eine solche Wirkung herbeiführen kann. Doch die Aktion bringt auch Nachteile mit sich.
Das Bordell wirbt an seiner Außenfassade mit den Slogans „Damen der Extraklasse“ und „24 Stunden – 7 Tage die Woche“. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat davon erfahren. Dort ist man weniger begeistert von der Fassadendekoration.
Die Verantwortlichen der altehrwürdigen Forschungseinrichtung möchten nämlich nicht, dass ihre Institution mit Prostitution in Verbindung gebracht wird. Die Akademie ist schließlich Österreichs größte Trägerin außeruniversitärer Grundlagenforschung, weshalb man dort um den guten Ruf des Hauses besorgt ist. Mittlerweile erwägt man in Wien sogar die Einleitung rechtlicher Schritte und die Verfolgung von Schadensersatzansprüchen gegen die Bordellbesitzerin.
Die Bordellbesitzerin gibt sich aber gelassen. Sie habe mit einem Rechtsanwalt gesprochen, der ihr versichert habe, dass die Akademie keinerlei rechtliche Ansprüche ihr gegenüber geltend machen könne, da das Gebäude nicht eins zu eins abgebildet ist, sondern an ein paar Stellen abgewandelt wurde.
Allerdings gibt sie an, dass sie die Position der Akademie durchaus verstehen könne, nur sei das Plakat eben sehr gelungen und es habe mehrere tausend Euro gekostet. Wenn ihr die Akademie ein neues Wandplakat finanzieren würde, wäre sie sofort bereit das bisherige Plakat wieder zu entfernen.
Man darf gespannt sein, wie die Entscheidungsträger an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften nun weiter verfahren werden.