Jeder hat schon mal davon gehört: Exhibitionismus. Am Thema Exhibitionismus scheiden sich die Geister, jedenfalls, wenn man öffentlichen Debatten glauben mag. Manche gehen sogar so weit und behaupten, Exhibitionismus sei etwas krankhaftes und wer so etwas mache, sei doch ein Sittenstrolch und müsse bewacht werden.
Dabei ist Exhibitionismus weder ein neues Phänomen, noch ist es etwas, dass vielen Menschen vollkommen fremd wäre. Und krankhaft ist es schon gar nicht.
Exhibitionismus bezeichnet zunächst einmal das Verlangen, sich gegenüber anderen Personen ganz oder teilweise nackt zu zeigen oder bei sexuellen Handlungen von anderen beobachtet zu werden. Bei den bekannten Fällen von Exhibitionismus sind es meistens Männer, die sich Frauen zeigen, aber auch unter Frauen ist Exhibitionismus keine Seltenheit, was deutlich wird, wenn man sich im Sommer an Deutschlands Stränden umsieht.
Exhibitionismus ist nicht gegen jemanden gerichtet
Dass man damit automatisch ein Ärgernis oder gar eine Gefahr für andere darstellt, ist mit dem Begriff nicht gemeint. Natürlich ist es für manche Zeitgenossen unangenehm, wenn sich auf einmal jemand fremdes vor ihnen entblößt zeigt, aber Exhibitionisten haben in den allermeisten Fällen nicht zum Ziel, den Menschen, denen sie sich präsentieren, etwas Schlechtes zu wollen.
So gehen Handgreiflichkeiten im Zusammenhang mit Exhibitionismus nahezu immer auch nicht von den Exhibitionisten aus, sondern von denjenigen, die sich von den Exhibitionisten erschreckt oder belästigt fühlen. Die Exhibitionisten selbst machen sich nach ihrer Entblößung meistens schnell wieder aus dem Staub.
Exhibitionisten empfinden es einfach nur sexuell anregend, wenn sie sich und ihren Körper bzw. einzelne Körperteile zur Schau stellen. Dass sie manchen Menschen damit keinen Gefallen tun, sondern viele Menschen sich eher abgestoßen fühlen, ist ihnen bewusst.
Aber das Verlangen, durch eine zumindest partielle Selbstentblößung zu einem sexuellen Kick zu gelangen, ist bei den meisten Exhibitionisten stärker.
Exhibitionisten sind wir alle
Was aber oft vergessen wird: In jedem von uns steckt ein Exhibitionist. Nun werden manche sagen: „Ich ein Exhibitionist? Niemals, das wüsste ich aber!“ Dabei steckt das grundsätzliche Bedürfnis, sich zu zeigen, in uns allen, bei dem einen mehr, dem anderen weniger.
Es liegt in unserer Sexualität begründet, dass sowohl Männer, als auch Frauen, als attraktiv und anziehend wahrgenommen werden möchten und sich daher manchmal schon gerne knapp bekleidet oder nackt zeigen. Man denke nur an das Sonnenbaden von Frauen oben ohne oder an die Freikörperkultur (FKK), der viele Menschen nachgehen, ohne ansonsten exhibitionistische Handlungen vorzunehmen.
Das Zeigen des eigenen Körpers ist für diese Aktivitäten sicherlich nicht der alleinige Grund, es spielt aber auch hier eine Rolle. Zudem kommen bei nahezu allen Menschen erotische Phantasien vor, in denen sie nackt vor anderen Menschen sind und dies auch genießen.
Exhibitionismus kann Konsequenzen haben, muss es aber nicht
Insofern gibt es keinen Grund, den Exhibitionismus per se zu verunglimpfen. Entscheidend ist, wie stark der Drang ist, sich oder seine Geschlechtsteile vor anderen zu zeigen. Ist dieser Drang zwanghaft, was allerdings äußerst selten vorkommt, sollte man sich einer entsprechenden Therapie unterziehen.
Dies ist auch deshalb zu empfehlen, weil Exhibitionismus immer noch als Straftatbestand gewertet werden kann. Bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe sind hier möglich, obgleich man anmerken muss, dass Fälle von Exhibitionismus nur auf Antrag verfolgt werden und es so meistens nicht zu einem Verfahren gegen Exhibitionisten kommen muss.
Gute Orte für den Exhibitionismus
Aber es gibt ja mittlerweile so viele Gelegenheiten, wo man seinen Exhibitionismus völlig unverfänglich ausleben kann, ohne dass sich jemand dadurch belästigt fühlen muss. Die bereits erwähnten Strände und Seen für Sonnenbaden oben ohne oder FKK sind hier sicherlich ganz vorne mit dabei.
Aber es gibt inzwischen zahlreiche Einrichtungen, wo man seine exhibitionistischen Neigungen problemlos ausleben kann, wie etwa Swingerclubs, Saunaclubs, FKK-Clubs oder bestimmte Partys für Freunde des Exhibitionismus, die zum Beispiel unter Schlagwörtern wie Nude in Public vermarktet werden.
Ebenso gibt es zahlreiche Sex-Parkplätze, auf denen man sich mit Gleichgesinnten treffen kann. Auch der Nacktsport, wie zum Beispiel das Nacktwandern, bietet gute Gelegenheiten, die eigene Zeigefreudigkeit auszuleben, ohne dass es negative Auswirkungen haben muss.
Alles in allem kann man also sagen, dass es nicht mehr nötig ist, mit dem guten alten Trenchcoat in den Park zu gehen und ihn vor anderen Spaziergängern zu lüften.