Die Offene Beziehung liegt voll im Trend. Gerade bei den unter 30 Jährigen kann sich jeder zweite vorstellen in einer offenen Beziehung oder in einer polyamoren Beziehung zu leben.
In der offenen Beziehung geht es darum, auch außerhalb der Beziehung Sex zu haben, mit anderen Partnern. In einer polyamoren Beziehung geht es eher um Liebe zu mehr als einem Partner. Natürlich spielt hier auch Sex eine Rolle, aber der entscheidende Unterschied ist, dass hier auch geliebt wird und nicht nur vergnügt, wie in einer offenen Beziehung.
Swinger hingegen praktizieren Partnertausch oder Gruppensex, und dies meistens zusammen. Daher ist das Swinger sein eher keine Beziehungsform und soll uns hier nur am Rande interessieren.
Gründe für eine offene Beziehung
Gründe dafür, die eigene Beziehung zu öffnen gibt es viele. Gerade bei längeren Beziehungen spielt oft die Routine im Bett eine Rolle, die meistens auch zu einer generellen sexuellen Unlust innerhalb der Partnerschaft führt. Das ist meist der Augenblick, in dem sich viele Menschen für einen Seitensprung entscheiden. Liebt man aber seinen Partner und möchte ihn nicht hintergehen, so kann eine offene Beziehung die Lösung sein.
Aber auch die generelle Lust auf fremde Haut, auf ein erotisches Abenteuer mit einer Fremden oder einfach nur gelegentliche Abwechslung werden häufig als Gründe für die Öffnung der eigenen Beziehung angegeben.
Weiter wird oft auch angegeben, dass die offene Beziehung vereinbart wurde, um die Beziehung zu retten. Hierzu taugt die offene Beziehung aber nun gar nicht, da hierbei so gut wie immer die Einvernehmlichkeit etwas hinkt. Und wenn einer der beiden Partner nicht wirklich aus freien Stücken dabei ist, dann geht dieser Versuch meist gründlich in die Hose.
Macht eine offene Beziehung glücklich?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Beziehungsform auf das individuelle Glück gar keinen so großen Einfluss hat. Nicht die Form der Beziehung macht glücklich oder unglücklich, sondern es sind die Partner, mit denen man diese Beziehungen führt. Dies sagen zumindest die jüngeren Studien zu diesem Thema.
Und wenn man einmal ganz nüchtern und vorurteilsfrei über die Sache nachdenkt, dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass es in Beziehungen auch immer um Bedürfnisse geht. Und dazu gehören natürlich auch sexuelle Bedürfnisse. Ein sexuelles Bedürfnis des Menschen, der ja nicht grundsätzlich monogam ist, ist nun auch mal der Sex mit unterschiedlichen Partnern.
Dass der Mensch nicht grundsätzlich monogam ist sieht man ja auch schon an den sexuellen Fantasien, die einem so durch den Klopf gehen. Und nicht jedes Mal denkt man z.B. bei der Selbstbefriedigung ausschließlich an den eigenen Partner oder die eigene Partnerin. Darüber hinaus ist es ja auch eher selten, dass ein Mensch sein Leben lang nur ausschließlich Sex mit einem Partner hat bzw. hatte. Und Außerdem ist auch jeder Dritte schon einmal fremdgegangen.
Nicht monogame Beziehungen machen also genau so glücklich oder auch unglücklich wie monogame Beziehungen. Es kommt also vielmehr auf das zwischenmenschliche Miteinander der Partner an, und zwar in jeder Beziehung, ganz egal welcher Form.
Regeln für die offene Beziehung
Da aber eine offene Beziehung durchaus auch seine Tücken und Fallstricke bietet, sollte man klare Regeln definieren. Diese Regeln sind wichtig, damit der eine Partner nicht genau das tut, was der andere Partner eben nicht möchte. Und daher ist eine offene Beziehung auch keine Freifahrtsschein, wie so oft vermutet wird.
Die Vereinbarung von Regeln setzt natürlich auch eine offene Kommunikation voraus. Hier sollte man ganz offen über seine Wünsche und Bedürfnisse sprechen. Denn nur so wird dem anderen auch klar, wo die Motivation des Anderen liegt. Und wichtig ist hierbei auch, dass der jeweilige Partner die freie Kommunikation der Bedürfnisse des anderen nicht als Zurücksetzung auffasst oder sie als negatives Feedback für sich selbst empfindet.
Regel #1 Einvernehmlichkeit in der offenen Beziehung
Für die offene Beziehung müssen sich beide aus freien Stücken entscheiden. Keiner der beiden Partner sollte dazu gedrängt werden. Natürlich kann man auch vorweg einmal einen unverbindlichen Test machen und es einfach einmalig ausprobieren. Meist wird die Sicht auf eine offene Beziehung dadurch entscheidend geändert. Entweder werden letzte Zweifel ausgeräumt, oder man stellt fest, dass eine Öffnung der Beziehung doch nichts für einen ist. Auf jeden Fall hat man hinterher Klarheit.
Regel #2 Der eigene Partner bleibt die Nummer 1
Dies ist eigentlich die wichtigste Regel für die offene Beziehung. Der eigene Partner oder die eigene Partnerin bleibt immer die Nummer 1. Und das bedeutet auch, dass man dies nicht nur kommuniziert, sondern auch zeigt.
Die offene Beziehung hat hier den großen Vorteil, dass es bei Dritten nur um Sex geht. Daher ist die Liebe dem eigenen Partner vorbehalten. Und wenn man die im täglichen Zusammensein auch zeigt, dann kommt auch keine Eifersucht auf. Diese Regel ist also als elementar zu bezeichnen.
Regel #3 Gleichberechtigung in der offenen Beziehung – Grenzen definieren
Und natürlich muss eine offene Beziehung auch gleichberechtigt sein. Sie muss also für beide gelten, und zwar auch in der Reichweite. Was also der eine Partner darf, dass darf auch der andere. Dementsprechend ist es wichtig hier eine Schnittmenge zu definieren. Also einen Bereich an Dingen, die für beide Partner problemlos Akzeptabel sind.
Dies muss nicht unbedingt für sexuelle Dinge gelten. Denn gerade hier gehen ja Vorstellungen und Vorlieben, insbesondere über verschiedene Geschlechter hinweg, gerne einmal auseinander.
Was aber vorher geklärt werden sollte sind z.B. Fragen wie: Erzählen wir uns davon? Wenn ja, wie weit gehen wir dabei? Möchte der Partner Details wissen, z.B. hinsichtlich der Praktiken und Stellungen? Oder reicht ihm oder ihr die Information, dass man ein Date hat?
Welche Tabus es gibt sollte ebenso geklärt werden. Und zu den Tabus gehören z.B. auch Personen. Der Freundeskreis des Anderen ist in der Praxis meistens Tabu, ebenso die Arbeitskollegen, Familie oder nahe Verwandte. Aber auch Nachbarn können Tabu sein, oder etwa der Getränkelieferant.
Oft bekommt man aber sehr schnell ein Gefühl dafür, was dem Partner oder der Partnerin wichtig ist und dementsprechend muss man nicht alle Personenkreise durchgehen. Und wenn ihr euch mal nicht sicher seid, so besteht ja heute auch die Möglichkeit, mal schnell per Messenger nachzufragen, sofern diese Option durch den Punkt „erzählen wir uns davon“ gedeckt ist.
Im Zweifelsfalle lasst lieber die Finger davon, bevor ihr eure Partnerin oder euren Partner damit unter Umständen ungewollt wehtut oder verletzt. Auch das ist gemeint mit „der Partner bleibt die Nummer 1“.
Regel #4 Transparenz
Eine offene Beziehung lebt von Transparenz. Hat ein Partner das Gefühl, dass ihm irgendetwas verheimlicht wird, dann entsteht in der Regel Eifersucht. Eifersucht hat immer etwas mit Verlustangst zu tun. Von daher ist Transparenz ein gutes Mittel dagegen. Denn wenn etwas ganz offen passiert, dann fühlt sich auch niemand hintergangen. Eigentlich ganz einfach.
Regel #5 Veto-Recht in einer offenen Beziehung
Ein Veto-Recht sollte der eigene Partner immer haben. Hat er oder sie das nicht, dann kann sich schnell das Gefühl breitmachen, dass der externe Partner wichtiger ist als man selbst. Und das fühlt sich für niemanden gut an. Auch das ist wieder Teil des „der Partner bleibt die Nummer 1“.
Und mal ehrlich: Wenn es euch mal nicht so gut geht oder ihr gerade viel Stress habt… Ist das nicht der Augenblick, in dem ihr euren Partner oder eure Partnerin ganz besonders braucht? Würdet ihr da nicht erwarten, dass euer Partner in dieser Situation für EUCH da ist? Würdet ihr euch da nicht vernachlässigt fühlen, wenn er oder sie es nicht wäre?
Wenn ihr eure offene Beziehung mit diesen 5 Regeln führt, dann könnt ihr mit dieser Art der Beziehung mindestens genau so glücklich werden, wie mit einer monogamen. Und oftmals sogar glücklicher, da sich eben keine sexuelle Routine breit macht…
Und wer jetzt noch das Problem mit der Eifersucht hat, seht es mal so: Wollt ihr nicht das Beste für den Menschen, den ihr liebt? Wollt ihr nicht, dass all seine oder ihre Bedürfnisse befriedigt sind? Nimmt euch wirklich jemand etwas weg, wenn euer Partner oder eure Partnerin Sex mit jemand anderen hat, oder bekommt auch ihr nicht dadurch eher etwas hinzu? Nämlich einen Partner, der glücklicher und zufriedener ist, der euch nicht (aus der Not heraus) heimlich hintergeht oder betrügt, sondern offen und ehrlich zu euch ist? Der umso glücklicher mit euch ist, weil ihr euch gegenseitig diese Freiheiten gewährt?
Denkt mal drüber nach…