Feiern, Fummeln, Ficken: So könnte man das Treiben zusammenfassen, das auf so genannten Sex-Schiffen passiert. Seit Jahren sind diese meist für erotische Veranstaltungen gemieteten Schiffe bei vielen Menschen ungeheuer beliebt.
Kein Wunder: Schiffsreisen sind seit jeher enorm populär und haben in den letzten Jahren, zum Beispiel durch den Boom der Kreuzfahrten, weiter an Zulauf gewonnen. Und Sex ist sowieso die Lieblingsbeschäftigung der allermeisten Menschen. Ein Sex-Schiff verbindet beides: Man kann hier einerseits Spaß am Sex haben und kann andererseits das Urlaubsgefühl genießen, das mit einer Schiffsreise einhergeht.
Ein Sex-Schiff hat viel zu bieten
Die Idee, ein Schiff zu mieten und darauf eine erotisch angelegte Party zu veranstalten, ist nichts Neues. Schon seit Jahren gibt es Angebote, wo beispielsweise Swinger einen Platz auf einem Sex-Schiff buchen und dort ihrer Passion nachgehen können.
So erlangte ein Schiff in den Medien Bekanntheit, das von einem Erotik-Veranstalter gechartert wurde und auf der Elbe fuhr. Auf dem unter anderem als „MS Schmuddel“ betitelten Dampfer konnten sich 130 Männer und Frauen sexuell austoben und das sogar an Deck, da Sichtschutzplanen am Schiff angebracht waren, die den Passanten am Ufer jegliche Einblicke verwehrten.
Aber auch an anderen Orten werden vergleichbare Angebote offeriert. Auf einem Sex-Schiff kann man überall Partys feiern. Der Innenraum der Schiffe wird dabei meist in eine Disko verwandelt. Hier können die Gäste die ganze Zeit durchfeiern. Für das leibliche Wohl wird durch ein Buffet und viele Getränke gesorgt.
In den Nebenräumen und Kabinen der Schiffe können die Gäste ihre sexuellen Gelüste ausleben. So gibt es einfache Kabinen mit Bett, aber manch eine Kabine wird für besondere Zwecke hergerichtet. So dient hier eine Kabine als Darkroom und dort eine als Folterkammer für Sadomaso-Spielchen mit Andreaskreuz, Peitschen und allem, was dazu gehört. Kondome werden von den Veranstaltern oft auf dem ganzen Schiff gratis verteilt.
Darüber hinaus stellen auf dem ein oder anderen Sex-Schiff Hersteller von Sextoys ihre Produkte vor, die man dort begutachten und erwerben kann. Massagen an Bord und, sofern vorhanden, Whirlpools an Deck bieten weitere Gelegenheiten, sich zu entspannen und Kontakte zu knüpfen, aus denen vielleicht mehr erwachsen kann, sei es auch nur für ein paar Stunden.
Spießer sind die einzige Gefahr für ein Sex-Schiff
Für die meisten Menschen klingt all das durchweg positiv und verlockend. Leider stößt ein Sex-Schiff nicht überall auf ungeteilte Zustimmung. So auch am Bodensee: Das Schiff „MS Schwaben“, das für 600 Personen Platz bietet, wird hier schon seit geraumer Zeit als Sex-Schiff gebucht. Unter dem vielversprechenden Namen „Torture Ship“ hat es sich unter Anhängern der Fetisch- und der SM-Szene schnell einen Namen gemacht.
Da auch noch weitere Schiffe auf dem Bodensee als Sex-Schiff eingesetzt wurden, blieb das Thema auch in der Öffentlichkeit und in den Medien nicht unbemerkt. Zudem haben sich auch einige Politiker des Themas angenommen, leider zu Ungunsten der Sex-Schiffe.
Im konservativ geprägten Oberschwaben, in dem die meisten Kommunen, darunter auch die größte Stadt am Bodensee, Konstanz, fest in der Hand der CDU sind, löste das Sex-Schiff eine heftige öffentliche Debatte aus. Dies nahmen Politiker zum Anlass, um gegen das Phänomen Sex-Schiff vorzugehen. Derartige Angebote seien „unanständig“ hieß es da unter anderem.
Für das Sex-Schiff gelten nun strenge Auflagen
Die Folgen waren die Einführung von Verboten und von neuen Auflagen für Sex-Schiffe. Einige Schiffe dürfen nun vorerst gar nicht mehr als Sex-Schiff eingesetzt werden. Die örtliche Schifffahrtsgesellschaft, die Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH, darf keines ihrer Schiffe mehr für Veranstaltungen mit sexuellem Kontext vermieten.
Für das als „Torture Ship“ bekannte Schiff gelten nun Auflagen, die einem auf den ersten Blick wie ein verspäteter Aprilscherz vorkommen. Die Veranstalter müssen ein Konzept vorlegen, in dem die Veranstaltung detailliert zu beschreiben ist. Betten an Bord darf es nun nicht mehr geben und auch die Einrichtung eines Darkrooms ist untersagt, da es nach dem Willen der zuständigen Politiker keine “gesonderten Einrichtungen für sexuelle Handlungen” an Bord geben soll.
Das Sex-Schiff fährt trotzdem
Schon im vergangenen Jahr sahen sich die Veranstalter, die das „Torture Ship“ chartern und zur Verfügung stellen, starker Kritik ausgesetzt, die sie jedoch scharf zurückweisen. So nennen sie ihr Angebot selbst eine „erotische Tanzveranstaltung“.
Die Bezeichnung Sex-Schiff sei übertrieben, da die meisten Gäste hier in erster Linie zum Feiern und Tanzen herkämen und keinen Sex an Bord haben würden. Denen ginge es darum, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und ihre Leidenschaft für Lack und Leder und ausgefallene Kostüme ausleben zu können. Hier geht es mehr darum zu sehen und gesehen zu werden, als um ausufernde Sex-Orgien.
Darüber hinaus sei das Schiff auch anderweitig eine große Attraktion. Immer, wenn das Sex-Schiff an- und ablegt, wäre der Hafen voll mit Schaulustigen. So schlimm könne so ein Schiff also nicht sein. Zudem sei das „Torture Ship“ seit Jahren bekannt. Dass nun plötzlich Reglementierungen und sogar Verbote eingeführt werden, sei daher übertrieben und nicht glaubwürdig.
Die Veranstalter lassen sich von dem Gegenwind auch nicht beirren, weshalb das „Torture Ship“ auch in diesem Jahr wieder auf große Fahrt geht. Acht bis zehn Stunden wird die fröhliche Spritztour dauern und die Veranstalter achten auch dieses Mal auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Meist sind unter den Gästen 70 Prozent Paare und jeweils 15 Prozent einzelne Männer und Frauen.
Die Eintrittspreise für Paare liegen bei 159,- Euro, und es gilt wieder ein relativ strenger Dresscode: Frauen sollen im Minirock oder im kleinen Schwarzen erscheinen bzw. in Dessous, Korsagen oder Hotpants. High Heels sind ebenfalls erwünscht. Für Männer sind Uniformen, Ketten, Schottenröcke vorgesehen. Lack, Leder und Latex zählen hier sowieso zum guten Ton.
Wir finden es sehr respektabel, dass sich die Veranstalter von Politikern mit fragwürdigen Motiven nicht unterkriegen lassen und das „Torture Ship“ wieder über den Bodensee schippern lassen. In einer Zeit, in der die sexuelle Toleranz zum Glück immer weiter zunimmt, gibt es auch keinen Grund, eine fröhliche und vollkommen harmlose Veranstaltung für Erwachsene zu verbieten.
Wir wünschen den Veranstaltern daher viel Erfolg und allen Gästen viel Spaß auf der Tour mit dem Sex-Schiff, was auch immer sie darauf unternehmen!