Prostitution verbieten, das hört man in letzter Zeit leider immer öfter. Nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch in der Politik und seinem Umfeld scheint es Kräfte zu geben, die diese Forderung durchsetzen wollen. Und da die Rufe immer lauter werden, wird es nun auch für uns Zeit einmal Stellung zu beziehen.
Besonders die Unsachlichkeit, mit der die Diskussion mancherorts geführt wird, ist erschreckend. Gerade in einer Demokratie sollte man ja über alles reden können. Eine Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen und dem Diskurs darum. Diese Meinungen müssen einem nicht immer gefallen, aber sagen darf man sie dennoch. Und dann kann man mit Argumenten versuchen sein Gegenüber zu überzeugen. Das gilt auch für das Thema Prostitution.
Aber gerade beim Thema Prostitution scheinen das viele vergessen zu haben. Besonders erschreckend ist, dass auch durchaus gebildete Menschen dies vergessen zu haben scheinen. Und so begegnet man vielerorts Aussagen, die eher in autoritäre Systeme passen, aber eben nicht in eine Demokratie. Eine Definition von Faschismus ist: Menschen mit anderer Meinung auszugrenzen und zu diskriminieren. Und genau das findet auch in der Diskussion um das Thema Prostitution verbieten vielerorts statt, argumentatorisch, aber auch systemisch.
Worum geht es überhaupt beim Thema Prostitution verbieten?
Zunächst einmal wollen wir all jene ins Bild setzen, die von den laufenden Bestrebungen die Prostitution wieder zu verbieten noch nicht all zu viel mitbekommen haben. Der Status Quo ist, dass die Prostitution in Deutschland derzeit ein ganz normales zugelassenes Gewerbe ist. Es gibt hier zwar einige Auflagen, die zu erfüllen sind, aber grundsätzlich ist die Prostitution in Deutschland zulässig. Und das bedeutet eben auch, dass die Einnahmen daraus ganz normal zu versteuern und Sozialversicherungsbeiträge zu entrichten sind.
Dieser Status Quo soll aber nun anscheinend gekippt und die Prostitution wieder verboten werden. Schon seit einiger Zeit gibt es diese Bestrebungen. Und die Argumente die vorgebracht werden, lassen unserer Meinung nach oft darauf schließen, dass die Diskussionsteilnehmer ihre Kenntnis der Sachlage oft mehr aus schlechten Filmen als aus der Realität beziehen.
Welche Argumente werden gegen die Prostitution vorgebracht?
Die Argumente, mit denen man die Prostitution wieder verbieten möchte, sind vielfältig. Wir haben uns nur die häufigsten Argumente herausgesucht. Es gibt aber noch einige mehr.
Fast immer wird die Freiwilligkeit der in der Prostitution tätigen Menschen angezweifelt. Hier wird unterstellt, dass die Prostitution ausschließlich aus Not oder unter Zwang erfolgt. Doch in unserer abgesicherten Gesellschaft mit einem im Vergleich zu anderen Ländern recht gut ausgebautem Sozialsystem muss wohl niemand aus purer Not seinen Körper verkaufen. Und auch zwingen kann man wohl niemanden wirklich zur Prostitution, wenn diese legal ist. Also keine guten Argumente, um die Prostitution zu verbieten.
Außerdem wird immer wieder angeführt, dass die Prostitution per se frauenfeindlich sei und die Arbeit generell menschenunwürdig. Mit der Frauenfeindlichkeit ist es so eine Sache. Da gibt es sicher einen etwas größeren Interpretationsrahmen. Auch nicht zuletzt deswegen, weil nicht jede Frau das gleich empfindet. Zur Menschenunwürdigkeit… Ja, was soll man da sagen, wenn jemand Sex an sich als menschenunwürdig empfindet?
Auch ein häufiges Argument ist, dass die Prostitution der Jugend schaden würde. Und zwar alleine schon, dass es sie gibt. Aber mal ehrlich, nur weil man die Prostitution verbietet, ist sie ja nicht weg. In anderen Ländern ist sie ja auch vorhanden, obwohl sie illegal ist. Dieser Vorwurf zieht also auch nicht wirklich…
Wie sieht denn die Realität aus?
Wir haben ja schon öfter über die Prostitution berichtet. Und dabei ist eigentlich jedes Mal recht deutlich geworden, dass die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter nicht nur freiwillig ihrer Arbeit nachgehen, sondern dies meist auch mit viel Leidenschaft tun.
Für viele Prostituierte spielen natürlich auch die Verdienstmöglichkeiten eine Rolle. Aber das ist ja in jedem anderen Job auch so. Nur macht es einem dort niemand zum Vorwurf. Im Gegenteil. All zu oft wird ja noch stolz von dem guten Verdienst berichtet.
Weit häufiger spielen aber unserer Erfahrung nach eher ganz andere Dinge die größere Rolle. Sei es die Freude an der Arbeit oder auch der Unwillen, den ganzen Tag einem ganz normalen Job nachzugehen. Und auch die Lust am Sex ist für viele anscheinend ein starkes Argument für die Prostitution. Und für all jene, die jetzt ihre Zweifel äußern sei gesagt: Ja, auch Sex mit Unbekannten kann Spaß machen. Von daher gibt es also eigentlich keinen Grund die Prostitution verbieten zu wollen.
Was steckt dann wirklich dahinter die Prostitution verbieten zu wollen?
Was wirklich dahinter steckt die Prostitution verbieten zu wollen kann wohl niemand mit Sicherheit sagen. Es lassen sich lediglich Vermutungen anstellen. Und diese sind ja immer subjektiv, müssen also nicht zutreffend sein.
Ob es nun die ansteigende Intoleranz in unserer Gesellschaft ist, ein sich erhöhendes Moralempfinden oder einfach eine gesteigerte Verklemmtheit in der Gesellschaft, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Ebensogut kann es sich auch einfach, zumindest im politischen Umfeld, um Wahlkampf handeln. Vielleicht in Ermangelung anderer Themen oder einfach nur zur persönlichen Positionierung einzelner Politiker.
Aber auch ganz persönliche Motive anderer Beteiligter können dahinterstecken. Derzeit gibt es eine starke „feministische Antiprostitutionslobby“, die immer wieder recht lautstark ein „Sexkaufverbot“ fordert. Das sogenannte „schwedische Modell“ (manchmal auch „nordisches Modell“) wird dabei oft propagiert. Im schwedischen Modell ist Prostitution generell verboten. Darüber hinaus wird rund um die Dienstleistung eine Kriminalisierung aller Beteiligten aufgebaut. Das sind in erster Linie die Freier. Aber auch zum Beispiel die Vermieter der Räumlichkeiten werden kriminalisiert. Selbst der Vermieter von Wohnmobilen könnte auf diese Weise kriminalisiert werden…
Aber das sind sicher noch nicht alle Motive, die Menschen dazu bringen könnten, die Prostitution verbieten zu wollen.
Würde ein Verbot der Prostitution überhaupt etwas bringen?
Die eigentliche Frage in der der Diskussion die Prostitution verbieten zu wollen ist eigentlich die, ob ein Verbot der Prostitution überhaupt etwas bringen würde. Und dazu darf man auch gerne einmal in andere Länder und auch in die Vergangenheit schauen.
Die Prostitution wird auch gerne als das „älteste Gewerbe der Welt“ bezeichnet. Und das ist auch nicht falsch. Selbst Maria Magdalena soll ja der Überlieferung nach eine Prostituierte gewesen sein. Und in früheren Zeiten war die Prostitution natürlich verboten. Aber dennoch hatte das merkwürdigerweise keinen Einfluss auf ihr Fortbestehen. Sonderbar also, dass man nun wieder glaubt mit einem Verbot der Prostitution diese beseitigen zu können.
Auch in anderen Ländern, in denen man die Prostitution verboten hat, besteht diese weiterhin fort. Dort findet sie allerdings im Verborgenen statt. Und das ist oftmals problematisch, da dadurch die Arbeitsbedingungen der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter deutlich schlechter sind als hierzulande. Die altbekannten Probleme, die es auch bei uns gab, als die Prostitution noch verboten war, sind dort natürlich präsent.
Wie wirkt es sich auf die Arbeitsbedingungen aus, wenn man die Prostitution verbietet?
Die Arbeitsbedingungen der Prostituierten würden sich dramatisch verschlechtern, wenn die Bestrebungen die Prostitution verbieten zu wollen Erfolg hätten. Wir hatten das ja schon einmal in Deutschland. Damals war es sehr schwer für eine Prostituierte ihren Lohn vom Freier einzufordern, wenn dieser sich einfach weigerte. Heute kann sie ihn verklagen und auf diesem Wege zu ihrem Recht kommen.
Seinerzeit ging das nicht. Und darüber hinaus war eine Prostituierte einem böswilligen Freier auch ziemlich schutzlos ausgeliefert. Daraus hat sich dann die Zuhälterei entwickelt. Die prostituierten brauchten einen gewissen Schutz, den die Zuhälter ihnen boten. Und dafür wollten diese natürlich auch bezahlt werden. Dass sich daraus natürlich auch Missbrauch wie etwa Zwang und Erpressung entwickelt haben, ist eigentlich nur dem Umstand zu schulden, dass die Prostitution eben illegal war. Dadurch gab es natürlich auch ein Druckmittel gegenüber den Prostituierten. Ebenfalls sonderbar, dass ausgerechnet dieser Grund auch von denen angeführt wird, die die Prostitution verbieten wollen.
Insofern kann man also sagen, dass ein Verbot der Prostitution lediglich der Illegalität und damit auch dem Missbrauch Tür und Tor öffnen würde. Insbesondere für die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter wäre dies eine ganz erhebliche Verschlechterung nicht nur ihrer Arbeitsbedingungen, sondern auch ihrer Lebensbedingungen.
Sauber und sicher für alle Beteiligten in der Legalität
Auch für die Freier bringt die Legalität große Vorzüge mit sich. Ein offizielles Gewerbe bietet neben der Sicherheit eben auch die Gewissheit, dass man nicht über den Tisch gezogen wird. Ein sauberes Geschäftsmodell sorgt eben auch auf Seiten der Prostituierten für ein längerfristiges Interesse an den Kundenbeziehungen. Und das hat für alle Beteiligten Vorzüge.
Auch den Behörden ist es eigentlich lieber, wenn die Prostitution nicht verboten wird. Offiziell wollte sich zwar niemand dazu äußern, was ja auch verständlich ist. Inoffiziell ist es aber so, dass die Behörden in der Legalität natürlich eine gewisse Kontrolle ausüben können. Und gerade das gibt gewisse Steuermöglichkeiten an die Hand, wie in jedem anderen Gewerbe eben auch.
Nicht zuletzt wollen wir hier auch den Nutzen für die Gesellschaft als solche erwähnen. Und damit ist nicht nur die Erleichterung an sich gemeint. Vielmehr geht es hier um die Steuergelder, die durch die Prostitution in den Haushalt fließen. Auch damit werden Schulen und Lehrerstellen finanziert. Somit leisten auch die Prostituierten ihren Beitrag an die Gesellschaft. Und dieser Beitrag ist oft deutlich höher als in manch anderen Berufen.
Dasselbe gilt übrigens auch für die Sozialversicherungsbeiträge. Auch die fallen meist verdienstbedingt etwas höher aus als in anderen Berufen.
Prostitution verbieten? Wir sagen NEIN!!!
Alles in allem ist es nicht sinnvoll, die Prostitution verbieten zu wollen. Daher sprechen wir uns auch ganz deutlich gegen ein Verbot aus. Und sicher gibt es noch einige Gründe mehr als die hier genannten, die gegen ein Verbot der Prostitution sprechen.
Unserer Einschätzung nach gibt es hingegen nur sehr sehr wenige Gründe die dafür sprechen, die Prostitution verbieten zu wollen. Und daher noch einmal ganz deutlich: NEIN zum Prostitutionsverbot!!! Sexarbeit ist Arbeit!
Eure St. Pauli Nachrichten
Jetzt sind alle gefragt! Teilt uns eure Meinung zum Thema in den Kommentaren mit. Wir freuen uns über eure Sicht und sind gerne zu Diskussionen bereit. 😊