Die Geschichte der O ist wohl eines der bekanntesten erotischen Werke der Literatur, die je zu Papier gebracht worden sind. Bereits bei der Erstveröffentlichung 1954 erregte es so viel Aufsehen wie kaum ein anderes Buch zuvor. Und das nicht ohne Grund. Denn äußerst pikant und detailliert sind die Schilderungen der Autorin.
Da sich die Geschichte der O mit dem Thema der weiblichen Unterwerfung befasst, mit sadomasochistischen Handlungen, war der Skandal natürlich um so größer. Es wurde angezweifelt, ob die Autorin, die unter dem Pseudonym Pauline Réage schrieb, wirklich eine Frau sei. Selbst polizeiliche Ermittlungen wurden in der Zeit nach der Veröffentlichung aufgenommen.
Erst einige Zeit später bekannte sich die bekannte Kritikerin Dominique Aury die Geschichte der O geschrieben zu haben. Besonders pikant: Sie wollte damit die Aufmerksamkeit des Kritikers Jean Paulhan erregen, da sie seinerzeit in ihn verliebt gewesen sei. Letztlich kann man das Buch also auch einen Liebesbrief nennen…
Die Handlung in der Geschichte der O
In der Geschichte der O geht es um eine Frau, die von ihrem Geliebten in einem Schloss abgeliefert wird. Dort wird sie mit Peitsche und Kette unterworfen. Sie wird gefügig gemacht, um sich den Männern zu unterwerfen und ihnen zur Verfügung zu stehen. Hierbei erlebt sie jede nur denkbare Erniedrigung und Entwürdigung und erlebt den Schmerz in unterschiedlichsten Formen.
Doch je mehr sie gequält und gedemütigt wird, umso gehorsamer und offener wird sie. Sie wird zur willigen Sklavin, die den unterschiedlichsten Männern zum Gefallen ihres Herrn zur Verfügung steht. Bis hin zur völligen Selbstaufgabe.
Denn nach dem Verlassen des Schlosses, nach dem Abschluss ihrer Erziehung, erhält sie einen Ring, den Ring der O, der sie für Eingeweihte kenntlich macht. Und die Eingeweihten haben das Recht sie jederzeit und allerorts nach Gutdünken zu benutzen…
Die Geschichte der O ist ein besonderes Buch
Die Geschichte der O gilt als ein ganz besonderes Buch. Ein Buch, das seine Leser prägt. Es ist teilweise verstörend, aber auch anziehend zugleich. Ein Schulbeispiel für die künstlerische Bewältigung erotischer und sexueller Fantasien. Es gilt als ein Standardwerk für jeden SM Liebhaber.
Zahlreiche Abwandlungen aus der Geschichte der O sind heute noch in der SM-Szene anzutreffen. Allem voran der Ring der O, den die Protagonistin als Markierung zu tragen hat. Dieser Ring ist auch heute noch in der SM-Szene anzutreffen. Wie in der Vorlage von Pauline Réage wird dieser Ring auch heute noch an Sklavinnen verliehen, die ihre Erziehung erfolgreich abgeschlossen haben.
Kunst muss obszön sein
Als die Geschichte der O veröffentlicht wurde, entstand eine Diskussion darüber, ob dieses Werk überhaupt Kunst sei. Allem voran wurde die Obszönität des Werkes ins Feld geführt. Viele Kritiker behaupteten, dass Kunst nicht obszön sein dürfe. Doch wahre Kunst kann nicht nur obszön sein, sie muss obszön sein. Denn ohne die Obszönität wäre Kunst nicht bewegend.
Und bewegend ist die Geschichte der O. Man wird entführt in eine geheimnisvolle Welt, die einen auf Anhieb fesselt. Ob Mann oder Frau spielt dabei keine Rolle. Denn so oder so ertappt sich ein jeder dabei, wie er bis spät in die Nacht doch noch die nächste Seite liest und das Buch einfach nicht zur Seite legen kann.
All zu faszinierend ist diese Welt, die für die meisten fremd und anders ist. Doch diese Faszination ist fesselnd. Man kommt nur schwer wieder von ihr los. Und am Ende fragt man sich unwillkürlich, ob es im Tiefen der Frauenseele vielleicht doch etwas gibt, was nach Unterwerfung und Selbstaufgabe verlangt?
Die Geschichte der O sollte jeder mal gelesen haben!
Wer die Geschichte der O bisher noch nicht gelesen hat, der sollte es auf jeden Fall einmal nachholen. Ob man nun SM-Liebhaber ist oder nicht spielt dabei erst einmal keine Rolle. Auch Shades of Grey wurde nicht nur von SM-Liebhabern im Kino gesehen. Und die Geschichte der O wurde bereits in den 70ern verfilmt. Mit großem Erfolg übrigens.
Aber vorsichtig: Man wird sicher nicht umhinkommen, es auch einmal ausprobieren zu wollen.
Pauline Réage – Die Geschichte der O
978-3-7844-3326-4
304 Seiten
20,- Euro
Langen Müller Verlag