In letzter Zeit hört man immer häufiger von prominenten Frauen, die offen dazu stehen, mit Männern und Frauen Sex zu haben. Zu diesen bekannten Damen gehören ganz unterschiedliche Persönlichkeiten wie etwa Miley Cyrus, Cara Delevigne oder Cate Blanchett.
Auch verheiratete Schauspielerinnen wie Megan Fox oder Drew Barrymore sagten in Interviews, sie seien bi, also sexuell für Männer und Frauen offen, genauso wie auch immer mehr Männer ihre Bisexualität ganz offen einräumen, wie beispielsweise die Rocksänger Michael Stipe (R.E.M.) oder Billie Joe Armstrong (Green Day).
Da mag man den Eindruck bekommen, ob bi sein jetzt in Mode ist. Manche fragen gar, ob sie irgendwie „anormal“ seien, wenn sie nur auf Angehörige eines Geschlechts stehen würden.
Hier kann man natürlich sofort Entwarnung geben: In Sachen Sex und Liebe gibt es kein „normal“ oder „anormal“, sondern nur das, was einem gefällt und was einen erfüllt. Fakt ist, dass bereits die alten Römer den gleichgeschlechtlichen Sex zu schätzen wussten. Und zudem machte auch schon Sigmund Freud die Feststellung, dass grundsätzlich jeder Mensch bi veranlagt sei und sich erst mit dem Heranwachsen für das eine oder das andere Geschlecht entscheidet.
Aber dass das Thema bi sein in der letzten Zeit so viel Furore macht, ist schon auffällig. Wir sind diesem Phänomen daher einmal auf den Grund gegangen.
Bi sein ist gerade schwer angesagt
Dass Pop-Sternchen wie Miley Cyrus die Öffentlichkeit wissen lassen, sie seien bi, mag zwar vielleicht der Wahrheit entsprechen, riecht aber immer auch irgendwie nach einem PR-Gag. Tatsächlich ist zumindest Frauen eine größere Aufmerksamkeit sicher, wenn man sich zu seiner Bisexualität bekennt oder zumindest vorgibt, bi zu sein.
Bisexualität ist ideal geeignet, sich ins Gespräch zu bringen. Auf der einen Seite ist Bisexualität immer noch ein mehr oder weniger kontroverses Thema, über das viele Menschen nicht gerne offen sprechen mögen. Bi zu sein erscheint manchen Menschen immer noch als etwas Außergewöhnliches. Schließlich sind die meisten Menschen ja nicht bi.
Auf der anderen Seite ist es heute nichts Anrüchiges mehr, wenn man offen zu seiner sexuellen Ausrichtung steht, auch dann nicht, wenn man Männer und Frauen gleichermaßen beim Sex mag. In islamischen Ländern mag man mit dem Bekenntnis bi zu sein zwar Probleme bekommen, aber in der westlichen Welt ist es heute so leicht wie nie zuvor, zu seiner Neigung zu stehen. Daher überrascht es nicht, dass immer mehr Menschen ihre Bisexualität nicht mehr verschweigen.
Bi sein bietet viel sexuelle Abwechslung
Manch einer mag auf Bisexuelle etwas mitleidig schauen: Wer bi ist, müsse sich doch auf Dauer unwohl fühlen, weil er sich nicht für ein Geschlecht entscheiden kann, denken manche.
Dabei ist eher das Gegenteil der Fall. Dadurch, dass Bisexuelle Sex mit Männern und Frauen mögen, stehen ihnen viel mehr Möglichkeiten offen, sich beim Sex auszuprobieren und erotische Erfahrungen zu sammeln. Diese Chance auf noch mehr sexuelle Experimente, die man bei rein homo- oder heterosexuellen Bindungen nicht hat, mag ein weiterer Grund für die Zunahme an Menschen sein, die sich ganz selbstbewusst als bi outen.
Gerade die Abwechslung zwischen dem Sex mit Männern und dem mit Frauen ist ein riesiger Vorteil, den viele Bisexuelle nicht missen möchten. Besonders gut dran sind jene Bisexuellen, die in einer offenen Partnerschaft mit einem Mann oder einer Frau leben, aber darüber hinaus auch mit anderen Personen Sex haben.
Wer auf diese Weise auslebt, dass er bi ist, hat einerseits die Vorteile einer festen Partnerschaft, wie Liebe und Geborgenheit, und gleichzeitig den großen Spaß, den man als Single haben kann, wenn man viel Sex mit wechselnden Partnern hat. Besser geht es praktisch nicht, wenn man seine Fantasien und Leidenschaften komplett ausleben möchte.
Bi sein bietet viele Freiheiten
Neben der Abwechslung kann man, wenn man bi ist, auch wählen, wie genau man seine geschlechtliche Orientierung auslebt. Bi sein kann man nämlich auf ganz verschiedene Arten und nicht alle Bisexuellen leben ihre Orientierung gleich aus.
So gibt es Männer und Frauen, die sich zwar von beiden Geschlechtern sexuell angezogen fühlen, aber sich nur in Angehörige eines Geschlechts verlieben und sich eine feste Bindung mit ihnen vorstellen können. Andere wiederum können sich mit Männern und Frauen eine langfristige Partnerschaft vorstellen.
Viele Bisexuelle fühlen sich zwar von beiden Geschlechtern sexuell angezogen, aber nicht gleich stark. So bevorzugen manche eher das eine Geschlecht und haben mit Vertretern dieses Geschlechts häufiger Sex als mit Angehörigen des anderen Geschlechts.
Ebenso gibt es Bisexuelle, die überhaupt keine Präferenz haben, ob sie lieber mit Frauen oder Männern Sex haben und die sich selbst auch gar nicht als bi bezeichnen, weil sie einfach nur sie selbst sind und ihre sexuelle Orientierung voll ausleben.
Bi sein wird so gut toleriert wie nie zuvor
Ein Grund, warum man heute mehr denn je zu seiner Bisexualität stehen sollte, ist die Tatsache, dass man, wenn man bi ist, so viel Toleranz erlebt, wie noch niemals zuvor.
Zwar mögen sich konservative und streng-religiös eingestellte Menschen immer noch am Phänomen Bisexualität stören, ähnlich wie sie es bei Homosexuellen tun, und sicherlich ist man als Bisexueller auch heute noch gewissen Vorurteilen ausgesetzt, aber das ist nicht mehr der Regelfall.
Für die breite Masse der Bevölkerung stellt Bisexualität heute nichts besonders Erwähnenswertes oder gar Empörendes dar. Auch in Politik und Medien hat sich mit dem Thema bi sein ein deutlich entspannterer Umgang etabliert, als es in früheren Jahrzehnten der Fall war. Zudem ist die sexuelle Freiheit in der jüngeren Zeit immer größer geworden, was es Bisexuellen ebenfalls erleichtert, ihre Neigung offen zu zeigen und zu leben.
Und wie bereits erwähnt ist sich die Wissenschaft sicher, dass alle Menschen grundsätzlich für beide Geschlechter sexuell offen sind, auch wenn sich nur bei einer Minderheit eine wirkliche sexuelle Lust auf Männer und Frauen entwickelt. Daher sollte sich niemand, der bi ist, heute noch verstecken und seine Neigung verbergen, sondern sie ruhig offen zeigen und leben.