Es klingt zunächst wie ein schlechter Scherz, für manche sogar, wie ein Albtraum. In Deutschland werden immer mehr Forderungen laut, ein Oben-Ohne-Verbot für deutsche Strände zu erlassen.
Bevor man sich nun gleich aufregt, sei darauf hingewiesen, dass in vielen Ländern das Entblößen der weiblichen Brüste am Strand unerwünscht oder sogar strafbar ist. Neben den meisten arabischen Ländern ist dies auch in sehr beliebten Urlaubsparadiesen, wie Thailand, den Malediven oder Südafrika der Fall.
Und dass bestimmte Menschen mit kontroversen Forderungen an die Öffentlichkeit treten, hat man auch schon allzu oft erlebt. Gerade Vertreter der Kirchen und der Politik geben sich hier alle erdenkliche Mühe, auf diese Weise ins Gespräch zu kommen.
So wollen beispielsweise einige Kirchenangehörige die Jugendzeitschrift Bravo verbieten, weil diese zu viel Sex und Erotik enthalte und dadurch ein „Massaker an der Kindheit“ anrichte.
Und deutsche Politiker forderten bereits, dass deutsche Schüler jeden Morgen vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof in Reih und Glied die deutsche Nationalhymne singen sollten, oder dass man Langzeitarbeitslosen Fußfesseln anlegen solle, damit diese sich wieder an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen.
Insofern ist der Deutsche an sich schon recht abgehärtet, wenn es darum geht, sich mit gewissen Forderungen beschäftigen zu müssen, aber ein Oben-Ohne-Verbot am Strand, geht das nicht zu weit? Und gibt es derzeit keine drängenderen Probleme in unserer Welt?
Zur Klarstellung: Es geht hier nicht um ein Verbot der Freikörperkultur (FKK), bei der ein Mensch komplett nackt ist, sondern lediglich um die Nichtbedeckung des weiblichen Oberkörpers an Stränden.
In den meisten europäischen Ländern ist der Strandbesuch oben ohne nicht verboten. Lediglich beim Thema FKK gelten etwas strengere Regeln, wobei auch hier viele Orte zur Verfügung stehen, an denen man komplett textilfrei sein darf.
Auch in Deutschland gibt es keine Rechtsnorm, die Nacktheit in der Öffentlichkeit ausdrücklich verbietet, jedenfalls solange niemand behauptet, dadurch belästigt worden zu sein.
Genau hier liegt aber der Knackpunkt. Vielerorts haben sich Menschen beschwert, dass sie durch den Anblick eines nackten Busens gestört würden.
An einem Strand waren es die Mitglieder eines nahegelegenen Yachtclubs, an einem anderen Strand Urlauber von außerhalb und wieder anderswo hat sich eigens ein Verein gegründet, um das barbusige Sonnenbaden von Frauen untersagen zu lassen.
Speziell in Ostdeutschland, wo es zu DDR-Zeiten eine ausgeprägte FKK-Kultur gab und auch heute immer noch gibt, hatten sich nach der deutschen Wiedervereinigung viele Male westdeutsche Besucher beschwert, es würde dort zu viele nackte Frauen geben, auch wenn diese gar nicht nackt, sondern nur topless waren.
So verwundert es nicht, dass zunehmend auch Politiker Überlegungen in die Richtung anstellen, ob man nicht Frauen verbieten solle, sich oben ohne am Strand zu präsentieren.
Zwar gibt es derzeit noch keine Partei, die mit dieser Forderung auf Wählerfang geht, aber in Berlin, wo das Sonnenbaden von Frauen mit unbedeckten Brüsten auch in Parks praktiziert wird, forderten Politiker bereits ein Oben-Ohne-Verbot für die City.
Auch in München haben sich schon Politiker darüber echauffiert, dass es hier im Sommer zu viele nackte Busen in der Stadt geben würde.
Man solle lieber spezielle, abgegrenzte Zonen einrichten, in denen das Sonnenbad oben ohne gestattet sei. Manche Politiker begründeten dies auch damit, dass man Respekt vor anderen Religionen haben müsse. Mitgliedern bestimmter Glaubensrichtungen sei der Anblick nackter weiblicher Oberkörper nicht zuzumuten.
Am stärksten machen religiöse Vertreter mobil gegen oben ohne in der Öffentlichkeit. Ein Sittenverfall und die Gefährdung von Kindern werden hier als Argumente ins Feld geführt.
Es bleibt abzuwarten, ob sich derartige Forderungen durchsetzen und in geltendes Recht ummünzen lassen. Mehrheitsfähig sind diese Forderungen bislang jedenfalls nicht.
Zu viele Frauen in Deutschland lieben es, sich oben ohne zu sonnen, sei es, weil so keine Bräunungsränder auf der Haut zurück bleiben, weil sie sich so freier fühlen oder auch, weil sie es ganz gerne haben, hier und da bewundernde Blicke von fremden Männern zu erhalten.
Und die meisten Männer in Deutschland hätten wohl am liebsten eher ein Oben-Ohne-Gebot für Strände und andere öffentliche Orte.
Diejenigen, die gerne ein Oben-Ohne-Verbot für deutsche Strände hätten, müssen dann eben damit leben, dass sich ihre Forderung nicht durchsetzen lässt. Aber: Wer fordert sie denn auch auf hinzuschauen, wenn sich eine Frau mit nacktem Oberkörper an den Strand begibt?