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Julien Blanc: Einreiseverbot für den Profi-Aufreißer?

Julien Blanc: Einreiseverbot für den Profi-Aufreißer?

In den letzten Wochen sorgt ein junger Mann für enormes Aufsehen – und zwar für sehr negatives Aufsehen. Sein Name ist Julien Blanc. Er ist 25 Jahre alt und gebürtiger Schweizer, lebt heute aber in den USA. Er bezeichnet sich selbst als „Pick-Up-Artist“, was so viel bedeutet wie „Aufreiß-Künstler“.

Dies ist schon eine vielsagende Eigenbezeichnung, aber der Reihe nach: Er ist als Flirt-Coach tätig und gibt im Rahmen seines Unternehmen Seminare, auf denen er lehrt, wie Männer besser bei Frauen landen können. Bis hierhin erscheint der Fall zunächst nichts Besonderes zu sein. Flirt-Trainer gibt es ja nicht gerade wenige und wenn man manchen Männern helfen kann, Kontaktschwierigkeiten gegenüber Frauen abzubauen, ist das zunächst etwas sehr Positives.

Warum sorgt Julien Blanc also für solch eine Empörung? Bei näherer Betrachtung wird einem dies sehr schnell deutlich. Die Tipps und Tricks, die er seinen Kunden in seinen Seminaren vermittelt, sind nämlich so ganz anders, als das, was man sonst aus Flirt-Seminaren kennt.

Davon, dass ein Mann auf die Persönlichkeit und die Gefühlswelt einer Frau eingehen, sie immer wieder überraschen und verwöhnen soll und sie zum Lachen bringt, ist bei Blanc jedenfalls keine Rede.

Stattdessen predigt er einen deutlich härteren und herablassenderen Umgang mit Frauen. Seine Taktik bei Frauen zielt genau darauf ab, Frauen zu verführen, indem man ihre Gefühle und ihr logisches Denken außer Kraft setzt. Auf diese Weise sei es möglich, Frauen auch gegen deren Willen herumzukriegen. Er könne Frauen sogar dazu bringen, ihn regelrecht anzuflehen, dass er mit ihnen ins Bett steigt.

Hier einige Kostproben von Julien Blanc aus seinen Seminaren: So empfiehlt er zu Beginn eines Flirts den so genannten „choke opener“. Dies ist ein Würgegriff am Hals der Frau, mit dem der Frau die Dominanz des Mannes signalisiert werden soll.

Besonders Japanerinnen seien sehr leicht zu erobern. Blanc berichtet auf seinen Seminaren, man müsse als Mann in Japan nur weiß sein und dann würde es reichen, die japanischen Frauen als Pokemon oder Pikachu anzuschreien, ihren Kopf zu packen und in den eigenen Schritt zu drücken und schon hätte ein Mann sein Ziel erreicht.

In den sozialen Netzwerk hat er hierfür auch einen eigenen Hashtag platziert, der frei übersetzt so viel bedeutet wie: „Mädchen würgen überall auf der Welt.“

Die Demütigung von Frauen ist bei Blanc fester Bestandteil der männlichen Eroberungskunst. Es verwundert daher nicht, dass sich in vielen Ländern der Welt Widerstand gegen den selbsternannten „Frauenversteher“ regt. Frauenzeitschriften laufen Sturm, Politiker fordern Einreiseverbote und in den sozialen Netzwerken häufen sich die Beiträge über Blanc. Er sei ein gewalttätiger Frauenfeind und seine Anwesenheit könne zu einer Zunahme von Fällen sexueller Gewalt und Belästigung führen.

Zum Teil hat dies auch zum Erfolg geführt. In mehreren Ländern, in denen Blanc seine Thesen in Seminaren predigen wollte, musste er seine Veranstaltungen absagen. Aus Australien musste er ausreisen und für Brasilien und Großbritannien erhielt er keine Einreiseerlaubnis.

Auch in Deutschland regt sich mehr und mehr Widerstand gegen Blanc. In München, wo er ein Seminar abhalten will, ist inzwischen sogar die kommunale Politik mit dem Fall befasst. Man diskutiert dort, ob man Blanc die Einreise verweigern oder ein Auftrittsverbot gegen Blanc erwirken soll.

In Hamburg und Berlin, wo für 2015 weitere Blanc-Seminare geplant sind, darf man mit ganz ähnlichen Reaktionen rechnen. Blanc hat sich inzwischen für einige seiner Äußerungen entschuldigt. Manche Sätze von ihm seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Eine Aussage, die doch eher vorgeschoben wirkt und somit kaum dazu beitragen dürfte, die wachsende Bekanntheit Blancs zu stoppen. Ein Gutes hat der ganze Wirbel um seine Person und seine Thesen aber für Blanc: Eine nahezu globale mediale Aufmerksamkeit, von der Blanc und seine Mitstreiter voher wohl nur träumen konnten.

Insofern wird Blanc wohl auch weiter ordentlich Geld verdienen. Bis zu 3.000 Euro nimmt er den Teilnehmern seiner Seminare ab. Dazu publiziert er Bücher mit kuriosen Titeln, die sich durchaus gut verkaufen.

Es hat den Anschein, dass dies auch der wahre Beweggrund für Blanc ist. Statt um echte Lebenshilfe für Männer geht es wohl eher ums Geschäft. Es scheint so, als solle wie schon so oft die Unsicherheit im Umgang mit Frauen bei vielen Männern ausgenutzt werden, indem man vermeintlich todsichere Tipps gibt, wie man Frauen erobern kann.

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