Wer in der heutigen Zeit anders ist, als die große Mehrheit, hat es nicht immer leicht. Dies gilt auch für schwule Männer. Zwar hat in den letzten Jahrzehnten die Akzeptanz in der Gesellschaft für homosexuelle Männer, und auch Frauen, spürbar zugenommen, aber vielerorts haben Schwule immer noch mit Vorbehalten und Ablehnung zu kämpfen. Dies zeigen nicht nur die letzten Entwicklungen in Russland, auch im Hinblick auf die Fußball WM 2022 in Katar oder beim Widerstand gegen den Vorstoß des Kultusministeriums in Baden-Württemberg die sexuelle Vielfalt im Lehrplan zu verankern wird deutlich, dass es zu diesem Thema anscheinend noch viel Gesprächsbedarf gibt.
Es gibt sogar nach wie vor Menschen, die Homosexualität für eine Krankheit, eine Perversion oder sogar für eine Bedrohung für die Gesellschaft halten. Dabei sind Schätzungen zufolge gerade einmal ein bis vier Prozent der männlichen Bevölkerung schwul. Eine Erklärung, wie von einer so kleinen Minderheit eine Bedrohung ausgehen soll, bleiben diese Menschen weitestgehend schuldig. Zudem ist die These, Homosexualität sei eine Krankheit, schon seit Jahrzehnten wissenschaftlich widerlegt.
Viele Schwule haben aber dennoch Schwierigkeiten, sich offen zu ihrer sexuellen Neigung zu bekennen. Dass dies für die Betroffenen eine seelisch sehr belastende Situation sein kann, ist wenig verwunderlich.
Wir möchten euch Schwule daher an dieser Stelle ermutigen, zu euch und euren Neigungen zu stehen und euch Wege aufzeigen, wie ihr das tun könnt.
Zunächst einmal gilt es sicher festzustellen, ob ihr wirklich schwul seid. Dass man als Mann nicht nur Frauen, sondern auch Männer attraktiv findet, ist gar nicht selten. Umfragen zufolge finden rund zehn Prozent der deutschen Männer auch einige ihrer Geschlechtsgenossen in gewisser Weise erotisch ansprechend, was aber noch nicht bedeutet, dass all diese Männer schwul sind.
Gerade in der Pubertät gibt es hier und da vorübergehende Phasen, in denen man auch Männer bzw. Jungen anziehend findet. Wichtig ist zu registrieren, ob ihr über längere Zeiträume beim Anblick von Frauen stärkere Regungen in euch spürt oder beim Anblick von Männern. Ein Indiz kann auch sein, ob ihr bei der Selbstbefriedigung mehr an Männer oder mehr an Frauen denkt.
Wenn ihr bei beiden Geschlechtern Gefühle von Verliebtheit oder sexueller Anziehung spürt, könnte das darauf hindeuten, dass ihr bisexuell seid.
Habt ihr für euch festgestellt, dass ihr schwul seid, solltet ihr nicht damit hadern und euch damit verstecken, sondern offen mit eurer Präferenz umgehen. Nun ist das sicher in vielen Fällen leichter gesagt als getan. Auch heute noch haben viele Menschen Vorurteile gegenüber Schwulen und bei bestimmten Arbeitgebern wird man einfach vor die Tür gesetzt, wenn man offen homosexuell lebt.
Ein Weg ist es, sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun. In einer Gemeinschaft kann man über eigene Probleme besser reden und man kann sich gegenseitig Mut zusprechen. Wer mag kann sich in einem Verband oder einem lokalen Bündnis engagieren und dort helfen, Homophobie in der Gesellschaft abzubauen.
Ein gutes Mittel ist es auch, Bekanntschaften zu heterosexuellen Menschen zu pflegen. Wenn Heteros Schwule persönlich kennen und sich mit ihnen gut verstehen, zeigen sie auch eher Verständnis für die Situation von Schwulen.
Von solchen Menschen, die einfach nicht bereit sind, Schwule so zu akzeptieren, wie sie sind, solltet ihr euch lieber fernhalten. Echte Freunde von euch werden sie sowieso nicht mehr.
Schwierig ist oftmals, dem eigenen persönlichen Umfeld, vor allem den Eltern klar zu machen, dass man schwul ist. Oft schon ist der Kontakt zwischen Eltern und Kindern abgebrochen, wenn sich das Kind als schwul geoutet hat.
Für die Offenbarung der eigenen Homosexualität gegenüber der Familie gibt es leider kein Patentrezept. Am besten ist es, wenn ihr euch an eine wirkliche Vertrauensperson wendet, z.B. den besten Kumpel, und deren Reaktion analysiert.
Auch gibt es in nahezu jeder Stadt Beratungsangebote für Schwule, die sich outen möchten. Hier könnt ihr euch informieren, wie ihr euch am besten auf euer Coming-Out vorbereitet und es durchführt. Auch im Internet gibt es viele Erfahrungsberichte von Schwulen über deren Coming-Out, an denen ihr euch orientieren könnt.
Absolute Sicherheit, dass sich bestimmte Menschen nicht von euch abwenden, wenn ihr offen schwul lebt, wird es leider wohl niemals geben, aber ihr wisst dann, welche Menschen wirklich gut für euch sind und welche nicht.
Außerdem müsst ihr dann nicht mehr euch selbst und andere belügen, was auf Dauer die klar bessere Lösung für euch ist, wie auch viele Schwule selbst bestätigen.
Wir hoffen, euch ein wenig Mut und Hilfe gegeben zu haben und wünschen euch alles Gute. Denkt immer an das Sprichwort: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!