Polyamorie, mitunter auch Polyamory geschrieben, ist ein übergeordneter Begriff für alle Beziehungsmodelle, bei denen ein Mensch Partnerschaften mit mehreren Menschen zugleich führt. Diese Partnerschaften schließen Sex meistens mit ein, wobei aber sexuelle Kontakte keine zwingende Voraussetzung für Polyamorie sind.
Polyamorie fällt daher nicht in den Bereich des so genannten Fremdgehens, da bei der Polyamorie alle Beteiligten über die Beziehungen informiert sind und sie akzeptieren.
Polyamorie – Zum Begriff
Der Begriff Polyamorie ist ein Kofferwort, das zum einen aus dem griechischen Begriff „poly“ für „viel“ bzw. „mehrere“ besteht, zum anderen aus dem lateinischen Wort „amor“ für „Liebe“.
Der Begriff entstand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde lange Zeit nicht einheitlich verwendet. So wurden mitunter auch polygame Lebensformen und sogar diverse sexuelle Ausschweifungen, wie etwa One-Night-Stands und Besuche in Swingerclubs mit dem Begriff Polyamorie umschrieben, was allerdings nicht zu der heute gültigen Definition des Begriffs Polyamory passt.
Gründe für Polyamory
Menschen, die in polyamoren Beziehungen leben, führen eine ganze Reihe von Vorzügen an, die die Polyamory im Vergleich zu monogamen Partnerschaften ausweist. So wird vor allem die Vielfalt hervorgehoben, die das Zusammensein mit mehreren Menschen zugleich mit sich bringt.
Auch die Chance mit wechselnden Partnern Sex zu haben gilt als großer Vorteil der Polyamorie, da das eigene Sexualleben so enorm bereichert wird und man öfter Sex haben kann. So sind in polyamoren Beziehungen auch sexuelle Experimente, wie zum Beispiel ein flotter Dreier, einfacher möglich als in monogamen Partnerschaften.
Bei der Polyamory muss man beim Sex mit abwechselnden Personen zudem kein schlechtes Gewissen haben, wie es beim Fremdgehen der Fall wäre, weil in polyamoren Partnerschaften alle Beteiligten eingeweiht sind und die polyamore Beziehung auch befürworten oder zumindest akzeptieren.
Gerade diese Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit wird als großer Vorzug der Polyamorie gewertet. Auch jenseits der sexuellen Ebene schätzen viele Menschen an der Polyamory, dass sie mehrere Bezugspersonen zugleich haben, die zusammen einen größeren Wissens- und Erfahrungsschatz aufweisen, als eine einzelne Person.
Dadurch kann man an besonders vielen Erfahrungen teilhaben, was einem in vielen Situationen im Leben weiterhelfen kann. Auch die materielle Solidarität und die Finanzierung bestimmter Dinge und selbst die Erziehung von Kindern kann in einer erweiterten Lebensgemeinschaft, wie sie für die Polyamorie charakteristisch ist, oft besser vollzogen werden, als in der konventionellen Mann-Frau-Beziehung.
Kritik an der Polyamorie
Auch wenn die Toleranz gegenüber alternativen Partnerschaftsmodellen in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen ist, haben Menschen, die sich zur Polyamory bekennen immer noch mit Vorurteilen und Stigmatisierungen zu kämpfen. Polyamorie wird von einigen Menschen immer noch als eine unnatürliche Form der Partnerschaft angesehen und es wird schnell der Vorwurf erhoben, Menschen in polyamoren Beziehungen könnten nicht treu sein und wären nur auf Sex mit verschiedenen Menschen aus.
Dass polyamore Partnerschaften mehr umfassen, als nur Geschlechtsverkehr, wird dabei gerne verdrängt. Auch in der Familie, im Beruf oder in ihrer Nachbarschaft können Menschen, die sich zur Polyamorie bekennen, Probleme bekommen, da ihre Art von Partnerschaft oft nicht akzeptiert wird.
Mittlerweile haben sich aber Vereine und Interessengruppen gebildet, die sich für die Rechte von polyamor lebenden Menschen stark machen und auch Informationsarbeit hinsichtlich der Polyamory leisten.
Gleichwohl gehen mit der Polyamorie auch einige Nachteile einher. So muss man sich in polyamoren Beziehungen mehr Zeit für die verschiedenen Partner nehmen, was oft mit einem gewissen Aufwand verbunden ist.
Darüber hinaus kann es im Laufe der Zeit zu einer geringeren Akzeptanz der Beziehungen kommen, wenn zum Beispiel einer der Beteiligten Eifersuchtsgefühle entwickelt und den Partner lieber für sich allein hätte. Auch zu Streitigkeiten kann es in den erweiterten Lebensgemeinschaften der Polyamorie leichter kommen und die Konfliktlösung kann schwieriger sein, da sich mehrere Menschen auf einen Konsens einigen müssen.