Die Herbertstraße ist eine Straße im Hamburger Stadtteil St. Pauli, die große Bekanntheit erlangte, weil in der Straße Prostitution hinter Fenstern betrieben wird. In der Straße sind heute etwa 250 Frauen tätig, die sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt anbieten.
Lage der Herbertstraße
Die Herbertstraße befindet sich in Hamburg im Süden von St. Pauli und verläuft dort parallel zu der etwa 150 Meter nördlich liegenden Reeperbahn. Sie hat eine Länge von etwa 60 Metern. Begrenzt wird sie durch die Gerhardstraße im Westen und die Davidstraße, in der ebenfalls der Straßenprostitution nachgegangen wird, im Osten. Über diese beiden Straßen ist sie von der Reeperbahn aus erreichbar.
In der Nähe befinden sich die Sankt-Pauli-Landungsbrücken und das Ufer der Norderelbe, die beide etwa 200 Meter entfernt sind.
In unmittelbarer Nachbarschaft liegen zudem der Hans-Albers-Platz und die Davidwache, Hamburgs berühmteste Polizeistation.
Die Geschichte der Herbertstraße
Die Straße entstand im 19. Jahrhundert, als das damals noch „Vorstadt St. Pauli“ genannte Viertel unter die Verwaltung der Stadt Hamburg gestellt und großflächig bebaut wurde.
Zunächst trug sie den Namen Heinrichstraße, diente aber von Beginn an ausschließlich als Ort für Prostitution. 1922 erfolgte die Umbenennung in den heutigen Namen.
Die Benennung erfolgte jedoch nicht nach einer konkreten Person namens Herbert, sondern nach einem Konzept, bei dem den Straßen in St. Pauli erst männliche, später auch weibliche Vornamen in alphabetischer Reihenfolge zugeteilt wurden.
Nach der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933 kam es in der Herbertstraße an beiden Enden zur Errichtung der charakteristischen Barrieren, die es dort auch heute noch gibt. Die örtlichen Vertreter des Hitler-Regimes konnten die Prostitution nicht verbieten und mussten sie weiter dulden. Sie wollten aber wenigstens sicherstellen, dass von außen nicht einsehbar ist, was sich hier abspielt und ordneten daher die Anbringung der Barrieren an.
In den 1970er-Jahren hängte man an beiden Enden der Herbertstraße Schilder auf, nach denen Frauen und Personen unter 18 Jahren der Zutritt verboten ist. Die Anbringung der Schilder erfolgte nicht nur nach dem Willen der Polizei, sondern auch auf Wunsch der hier tätigen Prostituierten, da insbesondere die Frauen unter den Besuchern immer wieder eine abwertende Haltung gegenüber den Prostituierten einnahmen und diese auch offen zur Schau trugen.
In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte die Herbertstraße auf verschiedene Weise Bekanntheit. Neben einer Vielzahl von Medienberichten über das dortige Treiben diente die Straße auch als Schauplatz für diverse Filmszenen.
Die Herbertstraße war zudem der Arbeitsplatz von Domenica Anita Niehoff (1945 - 2009), die hier von 1972 bis 1990 als Prostituierte und Domina arbeitete und in den 1980er-Jahren unter dem Namen Domenica durch zahlreiche Fernsehauftritte eine außerordentliche Bekanntheit in Deutschland erlangte und zur damaligen Zeit als Deutschlands berühmteste Prostituierte galt.
Die Herbertstraße heute
Auch heute noch befinden sich an beiden Enden der Straße Barrieren, die vor allzu neugierigen Einblicken schützen. Inzwischen dienen diese Barrieren zusätzlich auch als Werbefläche.
Die Verbotsschilder, nach denen Frauen und Minderjährige hier keinen Zutritt haben, gibt es ebenfalls noch. Streng juristisch gesehen sind diese Schilder aber bedeutungslos, denn die Herbertstraße ist eine Straße wie jede andere auch und hat keinen besonderen rechtlich relevanten Status, weshalb sich eigentlich auch Kinder, Jugendliche und Frauen hierher begeben dürften.
Gleichwohl sollten Minderjährige die Straße dennoch meiden, da die dortigen Anblicke nicht für alle Jugendlichen angemessen sind. Auch ist es bereits vorgekommen, dass Frauen, die sich hierher gewagt hatten, mit Urin begossen oder anderweitig vertrieben wurden. Dies hängt aber in erster Linie mit der bereits vorstehend beschriebenen Haltung der weiblichen Besucher gegenüber den Prostituierten zusammen.
Ansonsten kommt es in der Herbertstraße nur selten zu Übergriffen. Meist sind es Betrunkene, die hier Streit suchen, aber durch ansässige Sicherheitskräfte oder die Polizei schnell wieder aus der Straße entfernt werden.
Von den Häusern in der Herbertstraße sind fast alle drei oder vier Stockwerke hoch und oft mit rundlichen Markisen ausgestattet. Die heute rund 250 aktiven Prostituierten präsentieren sich ihren potenziellen Kunden an großen Schaufenstern, die direkt an der Straße liegen. So haben die männlichen Besucher immer die Möglichkeit, sich die Frauen in Ruhe anzuschauen, durch die Markisen auch bei Hamburger Schietwetter.
Auch ein direktes Gespräch mit den Prostituierten ist hier immer möglich. In der Herbertstraße kann man den ganzen Tag über die Dienste der Prostituierten in Anspruch nehmen. Die Preise sind nicht pauschal festgelegt, sondern Verhandlungssache.
Die Herbertstraße ist heute gerade wegen ihrer außergewöhnlichen Geschichte und Erscheinung eine der wichtigsten Attraktionen von St. Pauli und wird daher jedes Jahr von vielen Einheimischen und Touristen besucht.