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Koberer

Koberer sind die Türsteher von Einrichtungen des Rotlichtmilieus, wie beispielsweise Nachtclubs oder Striptease-Lokalen. Der Begriff Koberer ist dem norddeutschen Begriff „ankobern“ entlehnt, der in hanseatischen Kreisen ein Wort für das Anwerben war.

Koberer erfüllen die Funktionen, die Türsteher allgemein innehaben: Sie üben für einen Veranstalter oder Eigentümer das Hausrecht in der jeweiligen Einrichtung aus und sorgen dafür, dass die Sicherheit in der Einrichtung gewährleistet bleibt. Ihre Aufgabe ist zudem, gewaltsame Auseinandersetzungen zu verhindern oder diese, sofern sie bereits geschehen sind, zu beenden.

Des Weiteren sind Koberer beauftragt, einerseits Personen von einer Einrichtung fernzuhalten, die aus der Sicht des betreffenden Veranstalters oder Eigentümers unerwünscht sind und andererseits solche Personen zum Besuch der Einrichtung zu animieren, die die Attraktivität oder Stimmung der Einrichtung oder Veranstaltung positiv beeinflussen.

Hierin liegt der größte Unterschied von Koberern im Vergleich zu anderen Türstehern. Während die Türsteher in Einrichtungen, die nicht dem Rotlichtgewerbe oder einem Kiez zuzurechnen sind, grundsätzlich zur Zurückhaltung und zu unauffälligem Handeln aufgefordert sind, sollen Koberer ganz bewusst und offensiv insbesondere männliche Passanten zum Besuch eines Bordells, Striptease-Lokals oder Nachtclubs animieren.

Dies geschieht in den meisten Fällen durch eine direkte Ansprach der Passanten. Die Wortwahl ist hierbei oft derbe und zum Teil auch vulgär. Die Ansprachen thematisieren das Angebot der jeweiligen Einrichtung und zielen auf die sexuellen Instinkte der Passanten ab, vor allem auf deren angenommene Lust auf nackte Frauen, gegebenenfalls auch auf Sex.

So versuchen Koberer, ihre Einrichtung zu bewerben, indem sie erzählen, wie schnell sich die anwesenden Frauen ausziehen, welche intimen Stellen sie auf welche Weise herzeigen oder welche sexuellen Dienstleistungen sie einem Kunden bieten.

Typische Sätze von Koberern sind beispielsweise: „So schnell kannst du gar nicht wichsen, wie die sich nackig machen!“ oder „Na Jungs, wollt ihr nicht mal reinkommen, ein paar Schweinereien angucken, ein bisschen Muschis gucken?“

Zur Verstärkung ihrer Ansprachen stellen sich Koberer manchmal auch Passanten gezielt in den Weg, um sie zunächst zum Zuhören zu zwingen und sie danach besser in die Einrichtung locken zu können. Dabei legen manche Koberer auch ein zum Teil aggressives Verhalten an den Tag. Sie reden oftmals laut, setzen einen ernsten Blick auf und halten Passanten mitunter auch auf moderate Weise fest.

Diese rechtlich unerlaubten Methoden haben in der Vergangenheit nicht selten zu Auseinandersetzungen, darunter auch Handgreiflichkeiten geführt.

In den letzten Jahren ist die Anzahl der Koberer deutlich zurückgegangen. Während Koberer in Rotlichtvierteln früher allgegenwärtige Erscheinungen waren, sind sie heute nur noch vor wenigen Einrichtungen des Erotikgewerbes anzutreffen.

Dies hat zum einen damit zu tun, dass der Beruf des Koberers insgesamt an Attraktivität zu verlieren scheint und dass sich das Rotlichtmilieu insgesamt wandelt. Ein derart forsches Auftreten, wie es für Koberer charakteristisch ist, wird heute von vielen Rotlichtunternehmern und ihren Kunden nicht mehr gewünscht.

Auch in Hamburg, zum Beispiel auf der Reeperbahn im Stadtteil St. Pauli, gibt es heute deutlich weniger Koberer als früher.

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